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Zwangsstörungen: Zwangsgedanken & Zwangshandlungen im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter – Psychologische Diagnostik und Verhaltenstherapie

Was sind Zwangsstörungen?

Zwangsstörungen sind Beeinträchtigungen in der Lebensqualität, die durch das Vorhandensein von Zwangsgedanken und Zwangshandlungen gekennzeichnet sind.

Zwangsgedanken

Zwangsgedanken sind wiederkehrende, intrusive Gedanken, Bilder oder Impulse, die als unangenehm oder belastend empfunden werden. Diese Gedanken können sich auf verschiedene Themen beziehen, wie z.B.:

  • Sauberkeit und Hygiene: Ängste vor Keimen, Schmutz und Ansteckung
  • Sicherheit: Sorgen, dass man jemandem schaden könnte oder etwas Schlimmes passieren wird
  • Ordnung und Symmetrie: Der Drang, Dinge in einer bestimmten Anordnung zu haben.

Zwangshandlungen

Zwangshandlungen sind wiederholte Verhaltensweisen oder mentale Handlungen, die als Reaktion auf die Zwangsgedanken ausgeführt werden, um Angst oder Unbehagen zu reduzieren. Beispiele für Zwangshandlungen sind:

  • Händewaschen: Häufiges Waschen der Hände, um das Gefühl von Sauberkeit zu erlangen und die Anspannung/Angst zu reduzieren
  • Überprüfen: Mehrmaliges Überprüfen von Türen, Fenstern, Öfen oder Geräten, um sicherzustellen, dass alles sicher ist.
  • Zählen: Wiederholtes Zählen von Objekten oder das Ausführen von Handlungen in einer bestimmten Anzahl.

Diese Störungen können in jedem Lebensalter auftreten und haben oft einen erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität der Betroffenen. Diese können oft mehrere Stunden am Tag in Anspruch nehmen.

 

 

Zwangsstörungen in der Kindheit und Jugendzeit

 Zwangsstörungen können früh in der Kindheit beginnen (Volksschulzeit) und der Beginn ist meist schleichend.

Kinder und Jugendliche mit Zwangsstörungen zeigen häufig:

  • Wiederkehrende Zwangsgedanken, wie z.B. übermäßige Sorgen um Sauberkeit, Sicherheit oder das Verursachen von Schaden. Angst es könnte jemanden etwas passieren.
  • Zwangshandlungen, wie z.B. häufiges Händewaschen, Überprüfen von Türen, Wiederholen von gerade durchgeführten Tätigkeiten oder das Zählen von Objekten.
  • Vermeidung von Situationen, die Zwangsgedanken auslösen könnten, was zu Einschränkungen im Alltag führen kann.
  • Emotionale Reaktionen, wie Angst/Anspannung oder Unruhe, wenn man die Zwangshandlungen nicht ausführen kann.

Diese Symptome können im schulischen Umfeld zu erheblichen Herausforderungen führen, etwa durch Leistungsprobleme oder Konflikte mit Gleichaltrigen. Zwänge sind auch stark angst- und schambesetzt.

Zwangsstörungen im Erwachsenenalter

Bei Erwachsenen können Zwangsstörungen in unterschiedlichen Formen äußern:

  • Zwangshandlungen (Reinigungs-Wiederholungs-Kontrollzwänge etc), die viel Zeit in Anspruch nehmen und den Alltag erheblich beeinträchtigen.
  • Schwierigkeiten in sozialen Beziehungen und im Berufsleben, da die Betroffenen oft ihre Zeit mit den Zwangshandlungen verbringen oder diese versuchen zu verheimlichen.
  • Begleitenden psychischen Problemen, wie Depressionen oder Angststörungen, die die Lebensqualität weiter einschränken.

Klinisch-psychologische Diagnostik: Ein wichtiger erster Schritt

Die Diagnose von Zwangsstörungen erfolgt in der Regel durch Klinische Psycholog:innen und umfasst:

  • Anamnesegespräche mit Betroffenen und ihren Bezugspersonen.
  • Verhaltensbeobachtungen in verschiedenen Kontexten, um die Ausprägung der Symptome zu erfassen.
  • Standardisierte Testverfahren und strukturierte Interviews, die spezifische Zwangsgedanken und -handlungen testpsychologisch erfassen.

Psychotherapie – Verhaltenstherapie bei Zwangsstörungen

Mit der professionellen psychologischen Unterstützung und Verhaltenstherapie (Psychotherapie) können Zwangsstörungen unabhängig vom Lebensalter gut behandelt werden und die Lebensqualität deutlich verbessert werden.

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A) Therapiemöglichkeiten für Zwangsstörungen

Die Behandlung von Zwangsstörungen kombiniert oft mehrere Ansätze und ist multimodal ausgerichtet:

  1. Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Diese Therapieform hilft den Betroffenen, ihre Zwangsgedanken/-handlungen zu verstehen und auch an den auslösenden und aufrechterhaltenden Faktoren (z.B. emotionaler Stress und diverse Belastungsfaktoren) zu arbeiten.  Die Ursache der Zwangsstörung muss behandelt werden.
  2. Expositionstherapie: Hierbei werden die Betroffenen mit therapeutischer Unterstützung schrittweise mit den Situationen konfrontiert, die ihre Zwangsgedanken/-handlungen auslösen.
  3. Psychoedukation: Vermittlung von Wissen über Zwangsstörungen an Betroffene und ihr Umfeld, um das Verständnis und die Unterstützung zu fördern.

B) Unterstützungsmöglichkeiten

Zusätzlich zur Verhaltenstherapie können verschiedene Unterstützungsangebote hilfreich sein:

  • Selbsthilfegruppen: Diese bieten eine Plattform für den Austausch mit anderen Betroffenen und können das Gefühl der Isolation verringern.
  • Familieninterventionen: Einbeziehung der Familie in den Therapieprozess, um ein unterstützendes Umfeld zu schaffen.
  • Achtsamkeitstraining: Techniken, die helfen können, die Aufmerksamkeit zu steuern und die Kontrolle über Zwangsgedanken zu verbessern.
  • Fachärztliche Unterstützung mit Hilfe einer Kombinationstherapie mit vorübergehender pharmakologischer Unterstützung